OFFLINE, OFFENHEIT & OFF
Es gibt diese Momente, da sehnen wir uns nach einer Pause von allem, sogar von uns selbst, diesem Gedankenstrom, der uns tagtäglich mit der Welt und unserer Position in ihr konfrontiert. Das sind die Momente, in denen wir zu gerne offline gehen würden, um einfach nur durchzuatmen und über rein gar nichts mehr nachzudenken. In solchen Momenten möchten wir von allen Problemen in Ruhe gelassen werden, um uns etwas zu gönnen, was im Digitalzeitalter immer seltener und kostbarer wird: das Ausloggen aus allen Avataren, um uns daran zu erinnern, wie es sich anfühlt, einfach nur da zu sein, anwesend, existent, ontologisch vorhanden. Dieser Moment ist genau jetzt gekommen und hat mit Esoterik und Spiritualität nichts zu tun. Es ist der Moment, in dem Du das Leben urplötzlich frei von allen Filtern an Dir selber spürst und das Wunder erkennst, in dem wir uns alle befinden. Jetzt ist der Moment, um sich der inneren Pause zu widmen und endlich wieder wahrzunehmen, was wirklich zählt: diese Offenheit für den Augenblick, in dem nichts geschieht, nichts gedacht und gewollt wird, sondern alles ganz einfach als das, was es ist, in sich ruht und warten kann. Wir bleiben zwar online, aber sind für eine kurze Gedankenpause im zeitlosen Off. Angekommen.

SPIRIT IM OFFOFFOFF (Nr.3)
Diese ganze Yogascheisse. Hilft doch auch nicht gegen die Dummheit der Welt. Diese Suche nach Selbstoptimierung. Das bessere Ich. So ein Schwachsinn. Alles nur Egokonstrukte. Um sich wohler zu fühlen in der eigenen Haut als Schutzwall gegen die Aussenwelt. Innenweltterror. Verharmlosung der kosmischen Verbundenheit. Alles wird auf den kleinstmöglichen Nenner heruntergebrochen. Und der lautet: TOD. Darum kämpft jeder gegen jeden und alles. In der Hoffnung, noch länger zu überleben als die vertrocknete Pflanze, das gerissene Reh oder die bombardierte Stadt. Identifikation mit der inneren Illusion ist das Einzige, was das Ego kennt. Eine Überidentifikation des Ichgefühls mit seinem Sprachzentrum, das immer nur „Ich“ sagt und damit das metaphysische Jenseits meint, das in allen Religionen verhindert, Du zu sagen, Du zu meinen und das Du in sich selbst zu spüren. Von Nondualität haben die wenigsten jemals gehört, geschweige denn sie erfahren. Stattdessen wird die Erleuchtung des Ichs angestrebt, eine meditative Sensation, die vom Ich als die höchste Erfahrung seiner selbst empfunden wird. Das Problem liegt auf der Hand: Nondualität wird von NIEMAND „erfahren“, aber das Konsumieren ist das Einzige, was das Ich kennt: alles wird konsumiert, auch es selbst; denn für das Ich ist das die letzte und allgemein gültige Selbstvergewisserung, da zu sein. Aber mit dem unendlichen Seinsgefühl hat das bedauerlicherweise rein gar nichts zu tun. Das ist eine ganz andere Sache, nämlich gar keine Sache, sondern der existenzielle Unterstrom, der dafür sorgt, dass wir überhaupt „unter Strom“ stehen. Das ist die ureigentliche Mystik der Regentropfen, die sich ineinander spiegeln, obwohl sie sowieso nur der eine Ozean sind, der in sich selber ruht und zu Eis oder Dampf werden kann.


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